Müll sammeln, Müll kochen, Müll essen. Lemke und Bischoff servieren Abfälle. Weggeworfene Nahrungsmittel sind der Inbegriff unserer Fastfood Ära. Wie eine andere Welt des Essens funktioniert, machen die »Müllmähler« sichtbar und schmackhaft. Denn unsere Ernährung ist das idealste aller Kreislaufsysteme: Von der Saat auf dem Acker über die Landwirtschaft in die Küchen und (sogar) die Klos, zurück auf den Kompost und wieder auf den Acker.
Seit einigen Jahren zieht die weltweite Lebensmittelverschwendung vermehrt gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf sich. Das Wegwerfen von Nahrungsmitteln, die eigentlich noch genießbar wären, ist ein drastisches Beispiel – geradezu Inbegriff – für die skandalöse Müllproduktion unserer Fastfood-Gesellschaft. Die »Müllmähler« greifen diese Problematik auf. Das Happening setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: Mithilfe der Hamburger Foodsharing-Initiative entsteht im Basisprojektcontainer ein temporäres Depot für gerettete Nahrung. Außerdem finden, in Kooperation mit der Künstlerin und Foodshariment-Erfinderin Anja Bischoff, »Waste Cooking«-Aktionen (Workshops) statt. Kunstvoll zubereitet wird, was zufällig verfügbar ist. Zu guter Letzt dürfen sich die Ausstellungsgäste auf upgecycelte Mahlzeiten freuen. Die »Müllmähler« bringen zwei im Alltag unterschätzte Kräfte zusammen: Den Stoffwechselprozess der menschlichen Ernährung mit den natürlichen Ressourcen sowie die tägliche Produktion jener elementaren ›erneuerbaren Lebensenergie‹, die in gutem Essen steckt.
Das »Müllmähler«-Projekt wendet die Mülllogik des vorherrschenden Ernährungssystems um – in praktische Lösungsstrategien und gastrosophische Alternativen. Beispielsweise das Nichtwegwerfen von Lebensmitteln, sowie die verantwortungsbewusste Trennung von Restmüll und Bioabfällen. Vorausgesetzt unser tägliches Essen kommt aus einer konsequent nachhaltigen Produktion, können wir den Nahrungsmittelkonsum in ein müllloses Kreislaufsystem verwandeln und zu einer zukunftstauglichen Alltagspraxis aufwerten.
ist als Philosoph, Kurator und Direktor des Internationalen Forums Gastrosophie tätig. Autor zahlreicher Bücher und philosophischer Schriften zur Ethik, Politik, Ästhetik und Kultur. Seine Arbeitsschwerpunkte behandeln Utopien des Guten Lebens, Handlungstheorien und alltagspraktische Nachhaltigkeit. Auch performativ-interventionistische Projekte sind Bestandteil seiner Art des Philosophierens. Er lebt in Hamburg.
ist Künstlerin und erforscht als solche kochend den Umgang mit Lebensmitteln. Sie ist Erfinderin des partizipativen Formates »foodshariment - experimentelles Kochen«, in dem es um das spielerische Ausloten des Lebensmittelüberschusses, seinen Qualitäten sowie möglichen Kombinationen und Funktionen mit dem Ziel des bestmöglichen Genusses geht. Bischoff ist Aktivistin und Botschafterin der Initiative Foodsharing gegen Lebensmittelverschwendung und arbeitet als Lehrerin in einer Hamburger Stadtteilschule.
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